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Ganz anders als all die anderen Schützen

Was in der Kreisstadt als „normal" empfunden wird, ist eigentlich außergewöhnlich. Gemeint sind die Eigenarten des Schützenwesens, dass die Ahrweiler Grünröcke doch stark von anderen organisierten Schützenvereinen und –gesellschaften unterscheidet. Am Montagabend vergangener Woche referierte Hans-Georg Klein über die kleinen und großen Unterschiede. Gut 20 Gäste waren der Einladung des Heimatvereins ins Ahrweiler Haus der Schützen gefolgt. Dabei waren auch aktive Schützen aus der Rotweinmetropole, denen der Chronist wohl nicht viel Neues erzählen konnte und für die der Inhalt des Vortrags mit dem Namen „Die geheimnisvollen Ahrweiler Schützengesellschaften" gar nicht so geheimnisvoll war. Interessant war es aber allemal, Einzelheiten über das Entstehen und die Geschichte gerade der St. Sebastianus Bürgerschützengesellschaft zu hören. Zum Beispiel, dass diese irgendwann, wahrscheinlich zwischen 1390 und 1420 gegründet wurde.

Das heute propagierte Gründungsjahr 1403 sei schlichtweg erfunden worden, weil man im Jahr 1903 eine pompöse 500-Jahr-Feier begehen wollte. Die Gründung fiel in die Zeit, als das Schützenwesen nach und nach das Ritterwesen ablöste. Die folgenden Jahrhunderte brachten viele Veränderungen mit sich. So genossen die Ahrweiler Bürger um die Gründungszeit viele Privilegien, beispielsweise gab es Steuerbefreiungen. Natürlich kämpften die Schützen auch, bis sie 1632 bei der versuchten Verteidigung von Linz gegen die Schweden eine empfindliche Schlappe hinnehmen mussten. Es war der letzte Kriegszug Ahrweiler Schützen, die übrigens bis zum Verbot der Bruderschaften durch den Bischof von Trier im Jahr 1825 auch Frauen und Kinder in ihren Reihen hatten. Später entwickelten sich dann Strukturen, die bis heute ähnlich geblieben sind. Nur waren die Abteilungen verschiedenen Bevölkerungsschichten vorbehalten. Ins Königsglied durfte die Obrigkeit. Handwerker fanden sich im Hauptmannsglied wieder, Winzer im Elitecorps. Für Knechte und Gesellen gab es das Leutnantsglied. Bis ins Jahr 1965 wurde nach Berufsstand sortiert, erst seit gut 50 Jahren sind die heute neun Züge bunt gemischt.

Dass die Ahrweiler Schützen einst zur Bewachung der Stadtmauer dienten, ist eine der Legenden, mit denen Klein aufräumte. Rund 80 Mann für 1.600 Meter Mauer seien lächerlich. Und dass dem Fähnrich bei einem Böllerunfall 1839 beide Beine weggerissen wurden und er aus einem Oberschenkelknochen in filigranes Kreuz schnitzte, stellte der Chronist auch in Frage. Zwar kann das Kreuz heute noch besichtigt werden, der Fähnrich aber hatte sein Amt noch 14 weitere Jahre inne. Der Verlust beider Beine war zu dieser Zeit jedoch einem Todesurteil gleichzusetzen.

Dass sich das Ahrweiler Schützenwesen von anderen Schützen stark unterscheidet, ist an gut einem halben Dutzend Fakten auszumachen. So gibt es in der Stadt gleich drei Schützengesellschaften, für Kinder, Junggesellen und Bürger. Es gibt in Ahrweiler keine sportlichen Vergleiche und damit auch nicht die Fülle von Verpflichtungen, die es anderen Vereinen schwer macht, ihre Mitglieder bei der Stange zu halten. Die Ahrweiler Schützen treten häufig in ihren Uniformen, die eigentlich Schützentrachten sind und „bewaffnet" mit Holzgewehren auf. Diese Gewehre können auch schon Mal umfallen, ohne dass ein Schaden entsteht. Die Brust voller Orden und Ehrenzeichen haben die Ahrweiler Schützen ebenfalls nicht, maximal drei Orden der drei Gesellschaften trägt jedes Mitglied an der Uniform. Der Schützenkönig schießt zwar in der Regel alle drei Jahre den Vogel von der Stange, gekürt wird er jedoch bereits im Vorfeld durch den Verwaltungsrat. Und nach dem Königsschuss erfolgt ein historischer Trinkzug. Ebenfalls ein Merkmal des Schützenwesens in Ahrweiler: Es sind ausnahmslos Männer Mitglied der Gesellschaft. Und die St. Sebastianus-Bürgerschützen sind auch noch Winzer, und wahrscheinlich weltweit die einzigen Schützen mit eigenem Weinberg und eigener Weinherstellung. Der Schützenwein, den es aktuell in drei Sorten gibt, wird den Mitgliedern zu Festen kostenlos kredenzt. Probieren konnten die guten Tropfen am Montagabend aber auch die Besucher des kurzweiligen Vortrags, der für so manch einen schon eine gelungene Einstimmung aufs nahe Schützenfest war.

Öffnungszeiten

Die Öffnung des Schützenmuseums erfolgt nach Terminvereinbarung.

Sonderausstellungen werden in der Presse und auf unseren Internetseiten veröffentlicht!

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